Künftiges Kulturdenkmal Frankfurter Altstadt wird teurer als gedacht

Altstadt Frankfurt

Christian Simon / pixelio.de

Die Frankfurter Altstadt soll in großen Teilen historisch originalgetreu rekonstruiert werden. Dass dieser Plan mit hohen Kosten verbunden sein würde, war selbstverständlich von Anfang an zu erwarten. Wie sich nun herausstellt, werden die tatsächlichen Kosten die ursprüngliche Schätzung aber noch um mindestens 7,5 Millionen Euro übersteigen. Der Bürgermeister und Planungsdezernent Olaf Cunitz von den Grünen bleibt dennoch unverzagt und hält die Investition für durchaus lohnenswert. Denn er sieht in den 15 historischen Giebelhäusern, die vor ihrer Rekonstruktion stehen, ein wieder erstehendes Kulturdenkmal.

Eine Planänderung käme noch teurer
Lohnenswert oder nicht, abzuwenden sind die unerwarteten Kosten wohl ohnehin nicht mehr. Denn die Bauarbeiten haben bereits begonnen und die einzige Alternative wäre eine Umplanung, die den Stadtsäckel am Ende noch teurer käme. Die dadurch entstehende Verzögerung von etwa neun Monaten könnte die Kosten sogar auf bis zu 8,5 Millionen Euro in die Höhe treiben. Die Gesamtkosten für das Projekt ‚Quartier am Dom‘ werden sich wohl letztendlich auf einen Betrag von etwa 169 Millionen Euro summieren. Dezernent Cunitz rechtfertigt die enormen Ausgaben mit der Einzigartigkeit des Projekts, in dessen Zusammenhang er gar über die Ablesbarkeit von Geschichte spricht. Michael Guntersdorf, Geschäftsführer des Bauherrn DomRömer GmbH, hört solche Worte natürlich gerne und bestätigt Cunitz im Namen seiner Firma, dass sie froh seien, ihn als Dezernenten zu haben. Die Frankfurter Altstadtrekonstruktion umfasst die Hausnummern 13, 15, 20, 22, 24, 26 und 28 am Markt. Die Marktgasse, auch Krönungsweg genannt, soll sich am Ende historisch originalgetreu vom Römerberg bis zum Dom erstrecken.

Wer bleibt auf den Mehrkosten sitzen?
Beschlusslage in Frankfurt ist momentan, dass mehr als die ursprünglich ausgesuchten acht rekonstruierten Giebelhäuser nur dann errichtet werden dürfen, wenn die jeweiligen Bauherren die Kosten tragen. Dass überhaupt mehr Rekonstruktionen genehmigt wurden, haben die Altstadt-Initiativen erstritten. Daraufhin hat die DomRömer GmbH sieben private Investoren gefunden und zunächst Vorverträge abgeschlossen. Erst dann wurden die zuvor nur geschätzten Kosten von Architekten genauer nachgerechnet. Herausgekommen sind bei dieser Kalkulation zum Teil horrende Summen an Mehraufwänden. Bei einem einzigen Gebäude hat sich die Bausumme von den ursprünglich geschätzten 1,3 Millionen Euro auf jetzt errechnete 2,2 Millionen Euro erhöht und damit beinahe verdoppelt. Diese Zahlen betreffen die ‚Grüne Linde‘ an der historischen Adresse Markt 13. Neu aufgetauchte Details über Bauschmuck und Ausstattung hatten die ursprüngliche Schätzung über den Haufen geworfen. DomRömer Geschäftsführer Guntersdorf, der selbst Architekt ist, führt solche Kostenexplosionen auf Unwägbarkeiten zurück, keiner habe gewusst, welche Komplexität das Ganze gehabt hätte. Nicht jeder Kaufinteressent wird da noch bereit sein, finanziell weiter mitzuziehen. Dennoch wurde in der jüngsten Sitzung des Sonderausschusses der Stadtverordneten kaum Kritik laut. Die Verordneten wurden darin vom Planungsdezernenten vorerst lediglich über die zu erwartenden Mehrkosten informiert, abgestimmt werden soll erst Ende Februar. Guntersdorf und die DomRömer GmbH hoffen auf eine schnelle Entscheidung bis spätestens im Monat März. Denn nur so könnte der ins Auge gefasste Fertigstellungstermin eingehalten werden. Auch der Stadtverordnetenausschuss erwartet Planungssicherheit bis Ende März. Das Projekt soll gemäß Zeitplan im ersten Quartal des Jahres 2017 abgeschlossen werden. Olaf Cunitz freilich plädiert schon jetzt dafür, dass die Stadt einspringen und die zusätzlichen Kosten übernehmen soll, räumt er dem Projekt doch eine deutschlandweite Bedeutung ein.

Oben Abreißen, unten Parken, überall Kosten
Die originalgetreue Rekonstruktion von historischen Gebäuden ist nicht der einzige Kostenpunkt beim ambitionierten Projekt Frankfurter Altstadt. Auch die damit verbundenen, geplanten Abrisse schlagen bei den Gesamtkosten zu Buche, so etwa die Beseitigung des ehemaligen Technischen Rathauses. Der Bau von vorgesehenen Tiefgaragen und die Konzeption der Gründungsebene verursachen weitere Kosten. Die Erschließung und anschließende Neugestaltung des Schirnplateaus sind ebenfalls ein Kostenfaktor, der am Ende auf der Rechnung stehen wird. Berücksichtigt man im Gegenzug die zu erwartenden Verkaufserlöse, bleiben der Stadt alles in allem etwa 100 Millionen Euro an Kosten, die sie mindestens wird tragen müssen.